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Stael von Holstein und Russland

Der Bezug des Adelsgeschlechtes Stael von Holstein zur russischen Geschichte und russischen Kultur.


Michail Lermontov

Lermontov

Der große russische Dichter Michail Jurjevitsch Lermontov (1814 - 1841) diente 1838 als Oberstleutnant im Grodnensky Husarenregiment, wo er dem Oberst Alexander Karlovitsch Stael von Holstein unterstellt war. Ein Kamerad von Lermontov im Regiment Alexander Arnoldi schrieb in seinen Erinnerungen: "Der Oberst Stael von Holstein (Alexander Karlovitsch) war der Zweitälteste und genoss allgemeine Achtung und Liebe des ganzen Regiments. 

Ein sehr hübscher Mann, er saß fein auf dem Reitpferd und war zu uns aus der Reitergarde versetzt, wo er, durch seine Gentlemanmanieren und aparte Tänze auszeichnend, ein ständiger Kavalier der Kaiserin Alexandra Fedorovna auf den kleinen Anitschkov-Bällen gewesen war. Seine Frau Sofja Nikolajevna... war eine Schönheit im wahrsten Sinne des Wortes, klug, kokett und brachte unser ganzes Regiment um den Verstand..." 

Sofja Stael von Holstein

Das Portrat des Hoffräuleins (Baronin Sofja Nikolajevna Stael von Holstein), gemalt von  Makarov, in der Gemäldegalerie von Tscheljabinsk

Der Freund von Lermontov Zeidler, Oberstleutnant des Husarenregiments und Sohn des berühmten Gouverneurs von Irkutsk, war auch hoffnungslos in die Regimentsschönheit verliebt, was zu einer Ursache seiner freiwilligen Meldung für die Teilnahme an einer anfallenden Kriegsexpedition im Kaukasus wurde. Zum Abschied von seinem Freund schrieb Lermontov ein bekanntes Gedicht mit den Strophen: "Aber mit andrem, nicht kriegerischem Stahl sind die Gedanken des jungen Burschen voll", wo er auf die Liebe des jungen Zeidler für Sofja Nikolajevna Stael von Holstein hindeutete (Stael - auch Stahl - von Holstein). 

(Ludwig Alexander - Alexander Karlovitsch - Stael von Holstein & Sofja Nikolajevna Schatilova; Stammbaum 5)

Lidia Schbelsky - Baroness Stael von Holstein

Die Tochter des Baron Ludwig Alexander Stael von Holstein und Sofja Nikolajevna Schatilova - Baroness Lidia Alexandrovna Stael von Holstein, verheiratete Schabelsky, geb 1838, gest. 1907. Das Portrait wurde  zwischen 1850 und 1860 von Franz Xavier Winterhalter gemalt.

Madame de Stael

Madam de Stael von Borovikovsky

Anna Louise Germaine Baronin de Stael-Holstein (1766 - 1817) war in Russland weniger als 2 Monate (Juli - Anfang September 1812), als sie von Napoleon über Wien, Moskau, Sankt Petersburg und Stockholm nach London floh. Außer ihren Kindern und dem unzertrennlichen Schlegel, den sie als Hauslehrer für ihre Kinder gewinnen konnte, wurde sie vom jungen Schweizer Offizier de Rocca begleitet, mit dem sie heimlich verheiratet war.

In Russland wurde Madame de Stael herzlich empfangen - vom Zaren Alexander I., vom Moskauer Gouverneur Rastoptschin, vom durch die Anwesenheit der europäischen Berühmtheit begeisterten russischen Adel.

Der Gouverneur von Moskau Graf Rastoptschin hielt es für seine Pflicht, die Schriftstellerin immer zum Mittagessen einzuladen und ihre Nerven zu beruhigen. Gedolmetscht wurde bei ihren Gesprächen vom Historiker Karamsin, der noch in seiner Jugendzeit die Novelle "Melina" von de Stael übersetzt hatte. Rastoptschin teilte dann den Freunden seine Eindrücke mit:

Gouverneur von Moskau Rastoptschin

"Sie war von Napoleon so eingeschüchtert, dass es ihr schien, er hätte auch den Krieg gegen uns angefangen nur um sie zu fassen. Schlegel war gescheit und bezaubernd. Bei der Madame war so etwas wie ein  Page Kavalier de la Rocca, aber dieser gute Kerl hatte sich unterwegs bei unseren Bauern an der Sauerkohlsuppe satt gegessen und diese Kohlsuppe hatte ihn bis zur völligen Erschöpfung gebracht..."

Obwohl das äußerliche Auftreten der berühmten Schriftstellerin nicht ganz dem Moskauer Geschmack entsprach, wurde ihre Intelligenz in den russischen Kulturkreisen sehr hoch geschätzt. Der russische Dichter Batjuschkov äußerte sich dazu "übertrieben energisch": "Hässlich wie ein Teufel, aber klug wie ein Engel.."

Zar Alexander I.

Ende Juli kam Frau de Stael in die neue russische Hauptstadt Sankt Petersburg. Am 5. August wurde sie vom Zaren Alexander I. empfangen und hörte sein offenherziges Geständnis: "Ich habe nie Napoleon vertraut und Russland hat nie seine Politik auf einem Bündnis mit ihm aufgebaut, trotzdem fühle ich mich von ihm betrogen - eher nicht als Herrscher, sondern als ein Mensch, der einem hinterlistigen Nachbarn geglaubt hat..."

Begeistert über die Eleganz von Sankt Petersburg, schrieb Madame de Stael: "Es ist unmöglich, über das Wunder der Schöpfung so einer wunderschönen Stadt in so einer kurzer Zeit nicht nachzusinnen."

Sankt-Petersburg

In Petersburg  war die Verfasserin von "Corinna" nicht so viel durch den unermesslichen Reichtum wie durch die maßlose Verschwendungssucht des hiesigen Stammadels verblüfft. An einem Wochentag wurde sie zum Mittagessen in das Landhaus des Grafen Orlov eingeladen, das sich auf seiner eigenen Insel befand. 

Jelagin Insel des Grafen Orlov

Da sah sie eine Menge von Gästen und Hunderte von Dienern, die an Tischen servierten und Speisen und Getränke austrugen. Zu Diensten des Stammherren waren da eigene Orchesterspieler, Hofnarren und sogar Artilleristen, die zu Ehren der angesehenen Personen aus Kanonen schossen.

Für die Schriftstellerin war so eine ziellose Verschwendung von Menschenkräften und Mitteln unverständlich.

Feldmarschall Kutusov

Am 7. September verließ die Baronin de Stael die russische Hauptstadt, begleitet durch den drohenden Kanonendonner - die Franzosen standen vor Borodino.

Aus Stockholm führte "Corinna" einen freundlichen Schriftwechsel mit der Frau des Feldmarschalls Kutusov, dem sie einen ewigen Ruhm vorausgesagt hatte. Aber 1813, nachdem er die Heimat von Besatzern erlöst hatte, starb Kutusov im deutschen Bauzen.

Bald erlitt auch Germaine de Stael ein fürchterliches mütterliches Unglück: ihr ältester Sohn Albrecht, Ordonnanzoffizier beim Kronprinzen Karl Johann  von Schweden, wurde auf einem Duell in Doberan ermordet. (Siehe - Anekdoten und Storys). Die Verbannte fuhr nach England ab, wo sie auch den Zusammenbruch des Napoleon-Reiches erwartete.

Puschkin

Es war schon 1825, als Alexander Puschkin den Kritikern, die es gewagt hatten, das Andenken an diese bewundernswerte Frau zu verleumden, eine Abfuhr erteilte. Und als sein Freund Fürst Vjasemsky zu Ehren der Schriftstellerin die flammenden Strophen verfasst hatte: "Den Plutarch-Zeiten würdige Corinna, vom Herz her eine Frau und vom Verstand ein Mann", - verwarnte ihn Puschkin mit nachdrücklichen Worten: "Madam de Stael ist eine von uns - lass sie in Ruhe!"

Ihre Eindrücke über die Bekanntschaft mit Russland und mit Russen hat Madame de Stael in ihrem Buch "Zehn Jahre im Exil " erfasst:

10 Jahre im Exil

Dix annees d'exil

Ten years' exile

"Das russische Reich, so falsch als barbarisch bezeichnet... Ich habe nichts Barbarisches an diesem Volk bemerkt..."

"Diesem Volk kann man immer glauben! Und was habe ich von Russen früher gewusst? Zwei bis drei Hofwitze aus den Lebensgewohnheiten Katharina der Großen und kurze Bekanntschaften mit russischen Herrschaften in Paris, wo sie Schulden gemacht hatten und bei der Polizei saßen. Und jetzt rettet dieses Land nicht nur mich, sondern auch ganz Europa von Napoleon."

"Ein Volk, dass vor hundert Jahren für seinen Bart eingestanden ist, wird in unserer Zeit auch seinen Kopf zu verteidigen wissen." (Hindeutung auf die Bartaufstände unter Peter dem I., wo die Bojaren weigerten, ihre Bärte - ihren "Stolz" - abschneiden zu lassen).

"Im Klang der russischen Sprache ist etwas Metallisches, die Russen sprechen die Buchstaben ganz anders aus als in den westlichen Mundarten; es scheint mir, dass sie im Gespräch immer wieder an  Kupferzimbeln des Kriegsorchesters schlagen."

"Es gibt etwas richtig Bezauberndes an den russischen Bauern... Die Weichheit dieser Menschen, ihre Gastfreundschaft, ihre natürliche Feinheit sind außerordentlich. Die Russen kennen keine Gefahren. Für sie gibt es nichts Unmögliches."

(Erik Magnus Stael von Holstein & Anna Louise Germaine Necker - Stammbaum 6)

 

Anton Tschechov

Tschechov

Der berühmte russische Schriftsteller Anton Pavlovitsch Tschechov (1860 - 1904), Autor von "Onkel Vanja", "Kirschbaumgarten", "Drei Schwestern", Tschaika"  u.a. stand lange im Briefwechsel mit Jelena Alexejevna Pletschejeva, die er für seine Braut hielt. Jelena Alexejevna zog ihm jedoch den glänzenden Offizier und kaiserlichen Hofchef Baron Stael von Holstein vor, den sie 1892 auch heiratete. 

Jelena Alexejevna Pletschejeva-Stael von Holstein starb 1948 in Rom im Alter von 80 Jahren und wurde bestattet zusammen mit ihrem Gatten General-Leutnanten Baron Stael von Holstein auf dem russischem Friedhof Testaccio.

(Alexej Ivanovitsch Stael von Holstein & Jelena Alexejevna Pleschtschejeva - Stammbaum 5)

 

Nicolais (Nikolaj Vladimirovitsch) de Stael

Nicolais de Stael

" Mein Ideal wird von meiner Persönlichkeit bestimmt, und das Individuum, das ich bin, ist aus allen Eindrücken zusammengewebt, die aus der Außenwelt vor und nach meiner Geburt  erhalten worden sind"

«Mon idéal est déterminé par mon individualité

 et l’individu que je suisest fait de toutes les impressions

 reçues du monde exterieur depuis et avant ma naissance»

Nicolas de Stael

 

Unter den Künstlern des 20. Jahrhunderts gibt es einen, dessen Kunst alle Kenner wie ein Magnet anzieht, wie der zauberhafte Berg aus "Tausend und einer Nacht", der alle bei Berührung mit ihm in Trümmer zerschlagenen Schiffe angezogen hat. Genauso werden in Trümmer zerschlagen alle Versuche, das Geheimnis der Malerei und des Schicksals von Nicolais de Stael zu erklären - vom hervorragenden französischen Künstler russischer Herkunft.

Peter-und Paulsfestung

Nicolais de Stael wurde 1914 in Sankt Petersburg geboren – als Sohn des Generals der russischen Armee Baron Vladimir Ivanovitsch Stael von Holstein, des letzten Kommandanten der Peter- und Paulsfestung. Im Januar 1920 floh seine Familie aus Russland. 1921 starb in Polen der Vater Vladimir Stael von Holstein, nach einem Jahr – die Mutter. 

Der achtjährige Junge blieb als Weise mit zwei Schwestern, geraten in die tiefste polnische Provinz. Die Kinder wurden von einer katholischen Familie adoptiert und zogen nach Brüssel.1934 machte Nicolais einen glänzenden Abschluss an der Königlichen Kunstakademie zu Brüssel. Dann reiste er viel durch Spanien, Frankreich, Nordafrika. 1939 diente der Künstler in der französischen Fremdenlegion in Tunesien. Seit 1943 lebte er in Paris, wo er seine Arbeiten zusammen mit dem bekannten russischen Abstraktionisten Vassilij Kandinsky ausstellte. 1954 zog Nicolais in sein Atelier in Antibes zurück, wo er viele Stillleben und maritime Landschaften malte. Am 16. März 1955 beging der Künstler Selbstmord, in dem er aus dem Fenster seines Ateliers stürzte. Bestattet wurde Nicolais de Stael auf dem Friedhof Montrouge in der Nähe von Paris.

De Stael Komposition

Sailboats at Antibes

Dans le Port

Nicolais de Stael hinterließ ein riesiges künstlerisches Erbe – etwa 1100 Gemälde, abgesehen von zahlreichen Zeichnungen, Gravuren und Collagen. Seine Werke sind in dem Maße abstrakt, in welchem das menschliche Gedächtnis abstrakt sein kann, das die allgemeine Korrelation von Farben und Volumen des Gesehenen beibehält. Alle seine Werke sind von einer Melancholie durchdrungen, der großen, von Dürer lobgepriesenen Melancholie, der alles egal ist – Erfolg, irdische Freuden, allgemein alle irdischen Anliegen – und die schließlich den Künstler von der Erde fortgetragen hat, da es keine Perfektion auf der Erde existiert.

De Stael Ausstellung Ermitage

Am 12. Mai 2003  wurde in der Petersburger Ermitage die Ausstellung des bisher in Russland kaum bekannten Künstlers Nicolais de Stael eröffnet. Die Eröffnungszeit fiel mit der Zeit des traditionellen Schusses von der Peter- und Paulsfestung zusammen. Von manchen Anwesenden wurde das als ein mystisches Signal empfunden – als ob der Kommandant der Festung Vladimir Stael von Holstein eine Nachricht vom anderen Newa-Ufer  an seinen Sohn sendete.

(Nikolaj Vladimirovitsch Stael von Holstein - Stammbaum 5)

 

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Übersetzungen aus der russischen Literatur und den russischen Geschichtsbüchern sind von Alevtina Baronin Stael von Holstein ausgeführt.

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Stand: 29.11.12     Besucher:         Copyright © 2005-2012  Stael von Holstein